Am 17. Oktober 2015 wurden im Rahmen des Festivals net:works unter dem Titel Improvisationsflechtwerk die zwei Stücke „Entropie“ und „Blind Date“ in Schwabach aufgeführt. Ort der Performance war der Saal des Stadtmuseums, in dem eine ringförmige Acht-Kanal Lautsprecherinstallation das Publikum und eine kleine Bühne im Zentrum umschloss.
„Man muss mutig sein und sich auf Ungewöhnliches, Querständiges sehr bewusst einlassen. Denn was Bastus Trump im Duo mit Johannes Billich am Schlagzeug und als Live-Elektronik-Meister mit großem Ensemble inszeniert, sind achterbahngleiche Grenzgänge zwischen den Stilen, bei denen Hörgewohnheiten und Musikkonventionen so lustvoll wie intelligent auf den Kopf gestellt werden.“ – Hans von Draminski, Nürnberger Nachrichten
Entropie
Entropie für Saxophon und Schlagzeug thematisiert das improvisatorische Zusammenspiel innerhalb eines stringenten Rahmenwerks.
Was ist Entropie? Häufig verkannt als bloßes Maß der „Unordnung in einem System” bedeutet sie bezogen auf Stephen Hawkings Überlegungen über das Universum viel mehr: Der Entropie verdanken wir, dass die Zeit vorwärts läuft – oder vielmehr, der Zeitpfeil weist immer in Richtung der zunehmenden Entropie, und die kann in unserem Universum nicht anders. Das Publikum erlebt eine Zeitreise, durch eine Phase kurz vor dem Urknall, von der die heutige Astrophysik noch keine genaue Vorstellung hat, über die Expansion des Universums bis zu dessen Kollaps und der Kontraktion in ein schwarzes Loch.
Bastus Trump
(Saxophon, Live-Elektronik, Komposition)
Johannes Billich
(Schlagzeug, Perkussion)
Probenmitschnitt
Blind Date
Blind Date bietet eine ungewohnte Perspektive auf musikalische Improvisation – reduziert auf die auditive Dimension. Das Publikum lauscht als akustischer Voyeur den pseudo-intimen Begegnungen zweier Musiker in immer wieder neuen Paarungen. Dem Forschungslabor zu genetischer Improvisation entsprungen, entfaltet dieses artifizielle Setting seine ästhetische Kraft im für Zuhörer wie Musiker Unvorhersehbaren.
Florian Bischof (Violoncello), Peter Christof (Kontrabass), Caroline Hausen (Blockflöten), Hans-Günter Brodmann (Perkussion), Christine Riessner (Laute), Denis Cuní Rodriguez (Posaune), Gerhard Schäfer (Sopransaxophon), Gustavo Strauß (Violine), Bastus Trump (Komposition, Live-Elektronik)
Alle beteiligten Musiker stellen sich nacheinander mit einer kurzen Soloimprovisation vor und verschwinden anschließend in separaten Räumen, von denen aus sie nur über Kopfhörer und Mikrofon in Kontakt treten können.
Das Spiel beginnt. Nach einem algorithmischen Regelwerk werden jeweils zwei Musiker zu einem Duo elektronisch verschaltet und sollen improvisatorisch in ein pseudo-intimes Zwiegespräch kommen. Das Publikum wird im Saal zum Voyeur/Auditeur der kurzen musikalischen Begegnungen, die wie beim speed dating durch das gnadenlose Ablaufen der Zeit unterbrochen und neu gestrickt werden.